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Der Kirmesmittwoch

Der eigenwilligste Brauch der Burbacher war ihre Kirmesabschlussfeier, der Kirmesmittwoch. Alles, was sich im Rahmen dieser Feier im Dorf tut, ist von alters her übernommen. Alte Burbacher und Burbacherinnen berichten übereinstimmend, dass sie in ihrer Jugend dasselbe an diesem Tag gesehen haben. Von ihren Eltern wissen sie, dass es früher nicht anders war. Die Kirmes ist für die Burbacher das Fest des Jahres. Die Vorbereitungen für dieses Fest können wohl kaum irgendwo anders mit mehr Eifer und Liebe geleistet werden, wie hier. Schade nur, mögen die Burbacher früher gedacht haben, dass sie das Fest  und die Kirmesfreuden mit den Gleueler Nachbarn teilen mussten. 

Ihr Sinnen mag daher wohl darauf gerichtet sein, neben der Gemeinsamkeit auch ein Stück eigene Kirmes zu haben. Eine Gelegenheit, hier zum Ziel zu kommen, musste sich finden und wurde auch gefunden. Bei der engen Verflechtung allen Lebens durch gemeinsame Zugehörigkeit zu einem Kirchensprengel seit je her, konnte es nicht ausbleiben, dass sich Sitten und Gebräuche herausbildeten, die ursprünglich gemeinsam waren. So scheint es sich um das Geschehen, das sich am Morgen des Burbacher Kirmesmittwoches abspielt, um einen Brauch zu handeln, der auch in früherer Zeit in Gleuel ausgeübt und gepflegt wurde. Beweise für diese Annahme finden wir in den Verkündigungsbüchern der Pfarrei Gleuel. Für eine Reihe von Jahrzehnten lässt sich belegen, dass das Amt für die Lebenden und Verstorbenen, so wie es alljährlich auch jetzt noch für die Burbacher gelesen wird, einst auch für Gleuel und die zur Pfarrei gehörenden anderen Orte in derselben Form gehalten wurde. Nur geschah dies am Kirmesdienstag. In Gleuel ging dieser Brauch aber Anfang des 20. Jahrhunderts verloren. Bei irgendeiner Gelegenheit und aus irgendeinem Grunde scheinen nun die Burbacher sich dagegen gesträubt zu haben, weiterhin gemeinsam mit ihren anderen Pfarreigenossen diesen Brauch auszuüben. Jedenfalls haben es die Burbacher verstanden, sich in dieser Sache selbstständig zu machen.

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Ursprung und Anfang dieses Brauches ist nicht mehr feststellbar. Tatsache ist jedoch, dass er in Burbach für mehr als 150 Jahre nachweisbar ist. Der Verlauf des Kirmesmittwoches hatte sein zeitlich bestimmtes Zeremoniell: Frühmorgens erscholl Musik und Lied durchs Dorf: „Freut Euch des Lebens“ war der Weckruf an diesem Tage. Bald sammelten sich Jung und Alt um den geistigen Mittelpunkt des Dorfes (das Dorfkreuz), das zugleich auch Ehrenmal und Erinnerungsstätte der Gefallenen und Verstorbenen war. Burbachs Bürger vergaßen damals wie heute nicht, allen Burbachern zu gedenken, denen das Leben keine Freude mehr geben kann. Mit Musik und in geschlossener Ordnung ging es dann nach Gleuel in die Kirche. Wer die Burbacher und ihr Verhältnis zu Gleuel kennt, braucht sich nicht zu wundern, dass nach der Messe bei einem ausgedehnten Frühschoppen den Gleuelern vor Ort gezeigt wurde, wie man in Burbach Kirmes feierte.

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Die Kirmes wurde 1962 zuerst auf den Dienstag verlegt, später auf den Montag, und seit 2010 dann auf den Sonntag der dritten Septemberwoche. Mehr als 150 Jahre lang wurde und wird in Burbach schon Kirmes gefeiert. Keine Satzung, keine Chronik berichtete bisher über diesen oder jenen wohlgelungenen Tag. So wie es in der Vergangenheit war, so gibt es auch für die Zukunft Hoffnung, dass sich Vereins- und Heimatfreunde um die Erhaltung alter Vätersitten sorgen und diese bewahren.

Das Hahneköppe

Der Brauch des Hahneköppens ist in den Rheinlanden, die während der Napoleonischen Kriege Anfang des 19. Jahrhunderts von den Franzosen besetzt waren, noch heute in vielen Gemeinden verbreitet. Der Gallische Hahn ist bekanntlich das Wappentier der Franzosen, und so wollte man die Franzosen halt damit etwas ärgern. Heute ist dies natürlich nicht mehr der Fall, es ist nur noch reines Brauchtum. Früher wurde ein allerdings schon toter Hahn mit dem Kopf nach unten in einen Eimer gehängt. Seit einiger Zeit darf kein echter Hahn mehr verwendet werden, man nimmt ersatzweise eben einen aus Gummi.

Nun versuchen die Vereinsmitglieder nacheinander, ihm mit verbundenen Augen und einem mehr oder weniger stumpfen Schwert den Kopf abzuschlagen, wobei jeder nur einen Schlag hat. Wer es schließlich schafft, auf diese Weise als letzter den Hahn zu köppen, der wird zum Hahnenkönig gekürt.  Als Zeichen seiner Würde wurde früher dem so ermittelten Hahnenkönig der Hahnenkopf säuberlich geputzt und geschmückt an den Rockaufschlag geheftet.

Seit 1979 erhält der Hahnenköng eine Schärpe und einen Orden. Nach der fröhlichen Ernennung muss er sich dem Volke zeigen. Zu diesem Zweck wird er auf eine Leiter gesetzt und von seinen Kameraden durchs Dorf getragen. Der Rest des Tages gilt dem gemütlichen Beisammensein.

Die Walberberger Prozession

Zu den sorgsam gepflegten Gebräuchen gehörte neben der Feier des Kirmes-Mittwochs und all den anderen vor allem die Treue zur Walberberger Prozession. Länger noch als 350 Jahre zog diese Prozession von Gleuel, dem Kirchdorf, über Burbach nach Walberberg. Ursprung und Anlass sind nicht bekannt. Welchen regen Anteil die Burbacher jedoch an diesem Geschehen genommen haben, mag daraus hervorgehen, dass in dem uralten Verzeichnis des Bauerngedings in Gleuel, der Personen und Güter, die die Fahrt zu tun, d.h. Wagen und Pferde zu stellen hatten, folgende Burbacher Personen und Güter aufgezählt wurden:

Merten von Stotzern (seit 1766 an dessen Stelle Matth. Ervenich und Wittib Faßbender zu Burbach)
Meister Johann Schmitt zu Burbach und Johann Schwister von Altzieskoven (seit 1767 an dessen Stelle Wilhelm Krings, Müller zu Burbach und Konsorten)
Der Mühlenhof zu Burbach und
Das Kloster Burbach

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In den Annotationen von 1737 des Bauerngedinges von Gleuel, in dem festgelegt wurde, welche Personen ihre Schuldigkeit der Walberbrode auf Pfingstdienstag geliefert haben, werden als Pflichtige von Burbach aufgeführt:

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Das Kloster Marienbrunn zu Burbach: 16 Brote und 3 Schilling
Der Müllenhof: 4 Brote
Joes Stupp, Wittib des Müllenhalfen zu Burbach: 1 Brot
Nach den Aufzeichnungen des Gleueler Weisthurn wurde Fahrt getan, d.h. Wagen und Pferde bestellt:

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Im Jahre 1750 von Joes Stupp, dem Müllenhalfen zu Burbach
1766 von Mattes Ervenich und Wittib Faßbender aus Burbach wegen Reinhard Kopp
1767 von Wilhelm Krings, dem Müller aus Burbach und Konsorten, Lambert Horst und Dierich Linnartz.

1768 von dem Müllenhof zu Burbach
1769 von dem Kloster Burbach
1785 von Matthias Ervenich
1786 von Wittib Krings, dem Müller zu Burbach
1787 vom Mühlenhof zu Burbach
1788 vom Kloster Burbach
1807 hat der Müllenhalfen zu Burbach den Wagen getan und das Walburgisbrot gefahren
1812 hat Peter Klaasen aus Burbach und die dabei gehörenden Konsorten den Wagen und die 3 Pferde getan und das Walburgisbrot nach Walberberg gefahren.
1813 hat Peter Blatzheim, Halbwinner in Burbach den Wagen und 3 Pferde für das Kloster Burbach getan und das Walburgisbrot nach Walberberg gefahren
1824 hat der Mühlenhof zu Burbach die Fahrt getan
1827 hat der Stumbshof zu Burbach die Fahrt getan
1832 hat die Wittib Blatzheim von Burbach die Fahrt getan für Hermann Faßbender und Konsorten
1833 hat die Wittib Klaasen und Konsorten die Fahrt getan
1841 hat der Halbwinner Schmitz von Burbach die Fahrt nach Walberberg getan
1842 hat die Wittib Blatzheim von Burbach die Fahrt getan
1845 hat die Wittib Blatzheim von Burbach die Fahrt getan und das Walburgisbrot nach Walberberg gefahren
1847 hat für Klaasen und Konsorten zu Burbach die Wittib Blatzheim das Opferbrot nach Walberberg gefahren
1857 hat die Halbwinnerin Wittib Schaf von Zieskoven das Opferbrot nach Walberberg gefahren und zwar für die Erben Blatzheim von Burbach
1866 hat der Rollshofenhalfen auf dem Mühlenhof zu Burbach die Fahrt getan und das Opferbrot gefahren.
1875 hat Rollshofen zu Burbach das Opferbrot nach Walberberg gefahren
1889 stellte Michael Esser, Gutsbesitzer auf dem Sioniterhof den Wagen für das Opferbrot. Rentner Gerhard Kopp den Wagen für den Geistlichen und Blatzheim von Burbach Pferd und Kutscher.

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Wie sehr die Durchführung der Prozession und die Aufrechterhaltung der damit verbundenen Gebräuche den Burbachern am Herz gelegen hat, geht daraus hervor, dass sie im Jahre 1801, als die Prozession wegen des Verbotes der Franzosen nicht gegen Walberberg ziehen konnte, aus eigenem Entschluss eine Opferkerze hinbrachten. Über diesen Vorgang finden wir in dem Kirchenarchiv von Gleuel folgende Aufzeichnung:

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„Bei fortwährendem Verbot der gestalten keine Prozessionen von einem zum anderen Ort hingehen zu dürfen, ist die Prozession auf Walberberg nicht hingegangen; auch das Brot nicht dahingefahren worden. Gleichwohl haben die mehrigsten ihr Brot selbst dahin getragen. Was die Kerze betrifft ist dieselbe nicht wie bisher gebräuchlich war; von der Kirche bestellt und bezahlt worden, sondern der alte Stump hat da hier in der Kirche die beiden Pfingsttage gebrennet und ist auf Pfingstdienstag durch die Eingesessenen zu Burbach nach Köln getan; dort neu aufgemacht, von den Burbachern bezahlt und auf Fronleichnam von den Burbachern hingetragen worden. Alle diesfälligen Kosten sind von den Burbachern bezahlt worden.“

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